Wenn man sich aus dem Hamsterrad befreien will gibt es einen essentiellen Bestandteil. Freie Geldmittel mit denen man etwas aufbauen kann. Ich hatte in der Vergangenhet immer genug Geld, hängen geblieben ist aber nirgends etwas. Woran lag das? Um das heraus zu finden hilft nur eins. Eine Analyse der Vergangenheit und Gegenwart sowie die Planung der Zukunft. Ich habe untersucht wie ich früher mit Geld umgegangen bin und wie ich mit Geld umgehen muss, wenn ich meine Ziele erreichen will. Aus der gelebten Lifestyle Inflation wurde ein Lifestyle Detox. Eine der besten Entscheidungen die ich bisher getroffen habe.
Wenn ich heute zurück blicke bin ich immer wieder erstaunt darüber, welchen Weg ich hinsichtlich Geld und Finanzen hingelegt habe. Ich bin mit 19 Jahren, ohne nennenswerte Rücklagen, von zuhause ausgezogen. Mein Hab und Gut bestand lediglich in der Einrichtung meines „Kinderzimmers“ und einem Auto dessen laufende Kosten (bis auf das Benzin) meine Eltern getragen haben. 565€ im Monat haben gereicht, um mein Auskommen zu sichern. Sieben Jahre später ist pro Monat das Sieben- bis Achtfache verjubelt worden. Ich bin ein Paradebeispiel der Lifestyle Inflation.
Inhaltsverzeichnis
Die Lust auf mehr
Ich bin 2009 nach Darmstadt gezogen da ich dort studieren wollte. Ich war bereits an der Uni aufgenommen, aber der Studienbeginn lag noch etwa 9 Monate in der Zukunft. Da ich erst mit Beginn des Studiums Bafög erhalten konnte, musste ich die 9 Monate bis Studienbeginn irgendwie über die Runden bringen. Ich suchte mir einen Minijob der damals noch mit 400€ monatlich vergütet wurde (für diese 400€ musste ich knapp 100 Stunden im Monat arbeiten). Zusätzlich erhielt ich noch Kindergeld was damals knapp 165€ waren. Ich hatte also 565€ im Monat zur Verfügung und habe davon die Miete, das Benzin meines Autos und meine sonstigen Lebensunterhaltskosten bezahlt. Unglaublich, aber es war möglich. Durch den Minijob hatte ich ein Gefühl dafür, wie hart es ist das Geld zu verdienen. Die Monate habe ich mit den Mitteln natürlich grade so über die Runden gebracht.
Jeder kann sich vorstellen, dass ich damals nicht viele Freiräume hatte, was Konsumwünsche anging. Aber das Geld hat gereicht. Die monatliche Warmmiete der ersten Wohnung belief sich auf knapp 550€. Diese teilte ich mir mit meiner damaligen Freundin. Der Rest des Geldes ist mit Lebensmitteln und Benzin dann auch schnell aufgebraucht gewesen. Man achtet auf seine Ausgaben und ein Kinobesuch wird zum Highlight des Monats. Jede Anschaffung wird auf Ihre Notwendigkeit hin beleuchtet. Wenn man dann mal etwas kauft freut man sich um so mehr.
Warum ich das erzähle? Als ich 2017 auf dem Gipfel meines Konsums war habe ich monatlich etwa das Achtfache dieses Geldes ausgegeben. Das traurige an der Sache ist, dass der exzessive Konsum mich in keiner Weise glücklicher gemacht oder weiter gebracht hat. Ganz im Gegenteil. Im Nachgang betrachtet würde ich mir bei vielen Konsumentscheidungen der Vergangenheit gerne selbst eine reinhauen. Doch was war passiert?
Der Anfang des Verprassens
Nach den 9 Monaten im Minijob fing mein Studium an. Leider war das erste Studium nicht das richtige für mich und ich sah mich nach anderen Möglichkeiten um. So kam es, dass ich 1 Jahr lang zwar in Vorlesungen ging, aber die Motivation was zu erreichen recht niedrig war. Ich bekam Bafög und Kindergeld und habe vor mich hingelebt. Ein Dorn in meinem Auge war zu dieser Zeit, dass mir die ständige Geldknappheit irgendwann gegen den Strich ging. Wie sollte es auch anders sein wenn man sich mit nichts anderem beschäftigt (ich bin ja kaum in die Uni gegangen). Daher suchte ich nach Möglichkeiten meine Ausbildung fort zu setzen, gleichzeitig aber mehr Geld zur Verfügung zu haben.
Nach langer Recherche ist meine Entscheidung auf ein Duales Studium gefallen. Ich hatte die Möglichkeit, etwas zu studieren was mir hoffentlich mehr Spaß machen würde und wurde für das studieren bezahlt. Im Ausgleich dazu hatte ich keine normalen Semesterferien mehr, aber man kann nicht alles haben. Ich sah mich schon im Unternehmen aufsteigen und als Manager viel Geld verdienen. Beste Aussichten.
Willkommen Lifestyle Inflation
Mit Beginn des Dualen Studiums hatte ich dann auch mehr Geld zur Verfügung. Ich musste zwar täglich knapp 90km pendeln, aber in Summe war das Delta zwischen Einnahmen und Ausgaben größer als vorher. Anstatt aber meinen beharrlichen Lebensstil fort zu führen habe ich damit angefangen mehr Geld auszugeben. Eine Kleinigkeit hier eine Kleinigkeit da. Das gipfelte im ersten Jahr meines Dualen Studiums in der Anschaffung eines Neuwagens. Ich weiß nicht warum, aber ich musste dieses Auto damals unbedingt haben. Natürlich finanziert. Eine der dümmsten Entscheidungen die ich je getroffen habe.
Der Kredit für das Auto hat mich in den Studienjahren von weiteren Konsumeskapaden abgehalten. Leider auch vom Geld sparen. Das was ich übrig hatte habe ich in Urlaube gesteckt. Das Konto war am Jahresende aber dann doch immer wieder leergefegt.
Nach dem Studium ging es dann weiter. Der Einkommenssprung vom Studium zum Vollzeitangestellten war immens. Gefühlt standen mir alle Türen offen und ich konnte endlich wieder mehr Geld ausgeben. Anstatt Altlasten zu tilgen und das Auto abzubezahlen musste ein neuer Fernseher her. Die neue Surround Anlage durfte natürlich auch nicht fehlen. Die 550€ Wohnung wurde natürlich auch zu klein. Außerdem hatte sie auch keinen Balkon. Also gleich mal ein Upgrade auf 1200€ Miete im Monat. Natürlich hatte die neue Wohnung keine Küche. Direkt mal eine schöne Einbauküche kaufen gehen. Von der hat man ja lange was, die kann man auch mal finanzieren. Schöne und exzessive Urlaubsreisen haben natürlich auch nicht gefehlt. Das einzige was in meinem Leben mit Abwesenheit geglänzt hat war Geld auf meinem Tagesgeldkonto.
Konsum allein macht nicht glücklich
Wie du siehst, war ich ein Vorzeigebeispiel der Lifestyle Inflation. Jede Gehaltssteigerung hat zu einer Steigerung meiner Ausgaben geführt. Langfristig glücklicher wurde ich dadurch aber nicht. Eher im Gegenteil. Kurzfristig habe ich mir ein paar Wünsche erfüllt, nach ein paar Monaten gewöhnt man sich jedoch an den neuen Luxus und die Zufriedenheit sinkt wieder auf das Ursprungsniveau. Da konnte auch der zweite Neuwagen Ende 2016 nichts dran ändern.
IAm Ende steht die Erkenntnis, das Geld und Konsum nicht zwangsweise positiv mit der Lebensfreude und dem persönlichen Glück korrelieren. Der Grenznutzen von jedem zusätzlichen Euro nimmt ab und man fragt sich wie das eigentlich weiter gehen soll!?
Diese Anpassungsfähigkeit ist erstaunlich und gleichzeitig ein Bestandteil dessen, warum der Mensch auf der Erde so erfolgreich ist. Man arrangiert sich mit seiner Situation und die Umgebung die eben noch neu und voller interessanter Möglichkeiten war, wird zum neuen Status Quo erklärt und verliert ihren Reiz. Ohne diese Fähigkeit hätte es der Mensch wahrscheinlich nie geschafft sich überall auf der Welt nieder zu lassen. Im heutigen Alltag ist diese Eigenschaft jedoch oft hinderlich. Man schätzt nicht was man hat und man verfällt ständig dem Drang nach mehr.
Was habe ich daraus gelernt?
Leider bin ich erst relativ spät zu der Erkenntnis gekommen, das Geld und Konsum nicht alles sind. Das dann auch zu einem Zeitpunkt, an dem ich schon den einen oder anderen Euro zu viel ausgegeben hatte. Mein Hamsterrad drehte sich immer schneller und ich strampelte mich ab. Wenn man jedoch einmal erkannt hat, dass purer Konsum einen persönlich nicht weiter bringt, hat man den größten Schritt bereits getan. Ich habe meine täglichen Ausgaben zurückgefahren und endlich damit angefangen Altlasten nachhaltig abzubauen.
Das interessante dabei ist, dass ich mich nun auf ganz andere Dinge konzentriere als früher. Das Geld das ich spare lege ich so an, dass ich langfristig davon profitiere und mir Freiräume schaffe. Diese kann ich dazu nutzen Dinge zu tun, die meiner Zufriedenheit und meinem persönliches Glück förderlich sind. Ich bezeichne das Ganze als eine Art Lifestyle Detox. Die Maßnahmen die ich ergriffen habe werde ich demnächst in einem weiteren Artikel genauer beschreiben.
Mein Ziel ist es nicht, das ganze Leben in Abstinenz von Konsum zu leben. Ich bewundere die Hardcore Frugalisten. Für mich wäre das dann aber doch zu viel des Guten. Vielmehr geht es mir aktuell darum mein InvestmentMosaik aufzubauen. Dieses wiederum soll mir in der Zukunft ermöglichen mein Leben gemäß meiner Wunschvorstellung zu führen. Ich möchte mir zukünftig nicht immer Gedanken darum machen müssen ob ich mir das leisten kann oder nicht. Ich möchte mit einem guten Gefühl sagen können, „du hast dir das erarbeitet – leiste es dir“.
Wenn du Hilfe dabei brauchst deine Finanzen zu ordnen kann ich dir die InvestmentMosaik Haushaltsexcel empfehlen. In einem zweiteiligen Artikel erkläre ich, wie Du dir damit einen Überblick über deine Finanzen verschaffst und diese optimierst. In 5 Schritten zum finanziellen Selbstbewusstsein
Fazit
Wie sieht es bei dir aus? Hast du auch schon einmal mit dem Thema Lifestyle Inflation in Kontakt gekommen? Hat höheres Einkommen bei dir zu mehr Ausgaben geführt? Poste deine Erfahrungen in den Kommentaren. Ich rate dir, dich nicht zu sehr von deiner Umwelt beeinflussen zu lassen. Geh deinen eigenen Weg und versuche deine langfristigen Ziele und Wünsche zu verfolgen, ohne dabei das hier und jetzt zu vergessen. Voraussetzung ist natürlich, dass du deine langfristigen Ziele und Wünsche auch kennst. Hinterfrage dein eigenes Handeln und versuche herauszufinden, was dir wirklich wichtig ist im Leben.
Wenn du über zukünftige Blogbeiträge auf dem Laufenden bleiben willst kannst du meine Facebook Seite abonnieren. Alternativ kannst du dich auch zu meinem Newsletter anmelden. Bis auf weiteres, schöne Grüße vom Bau.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!