Willkommen zum zweiten Teil meiner Artikelserie – „Wie starte ich mit Börseninvestments“. Nachdem ich in Teil 1 erklärt habe, wie du ein Depot eröffnest um mit Börseninvestments zu starten widme ich mich heute dem Thema ETFs. Du wirst erkennen, das ETFs kein Buch mit sieben eSiegeln sind. Im Anschluss an den Artikel verstehst Du, was ein ETF ist und welche Vorteile ETFs bei Börseninvestments bieten. Viel Spaß beim lesen.
Was ist ein ETF?
Fangen wir zunächst einmal mit der wichtigsten Grundlage an. Für was steht eigentlich das Kürzel ETF? Die Abkürzung steht für Exchange Traded Fund. Auf gut deutsch handelt es sich also um einen börsengehandelten Indexfond. Soweit so gut. Aber was bedeutet das jetzt genau?
Die meisten denken bei Börsengeschäften zunächst an Wertpapiere in Form von Aktien. Eine Einzelanlage in ein Unternehmen bei der man davon ausgeht, das sich die Aktie des Unternehmens gut entwickeln könnte. ETFs werden ebenfalls an der Börse gehandelt, womit sie jederzeit handelbar sind. Im Gegensatz zu einer einzelnen Aktie investiert man jedoch in einen Index.
Und was ist ein Index?
Ein bekanntes Beispiel, von dem Du sicherlich schon gehört hast, ist der deutsche Aktienindex (kurz DAX). Der DAX misst die Wertentwicklung der 30 größten Unternehmen des deutschen Aktienmarktes. Das gleiche tun anderen Indizes für andere Gruppen von Aktienkursen. Die Indizes messen die Entwicklung eines zuvor definierten Teilmarktes. Die Entwicklung des Index spiegelt hierbei die Rendite des Teilmarktes, bezogen auf einen definierten Zeitraum, wieder.
Bleibt noch das Fonds im Kürzel
Der dritte wichtige Bestandteil des Kürzels ETF bildet das Wort Fonds. In einem Fonds werden Gelder von vielen unterschiedlichen Anlegern gesammelt. Die Anleger schmeißen ihr Geld in einen Topf und beauftragen den Fondsmanager damit, das Geld mit einer zuvor definierten Anlagestrategie an der Börse zu investieren. Ziel ist es natürlich, einen möglichst hohen Ertrag zu erwirtschaften.
Die Anlagestrategie beschreibt dabei genau, was der Fondsmanager mit den Geldern machen darf und was nicht. Also in welchen Teilbereichen des Marktes er die Investorengelder investieren darf.
Unterschied ETF und Fonds
ETFs werden, wie auch klassische Publikumsfonds, an der Börse gehandelt. Während Publikumsfonds häufig nur einmal am Tag gehandelt werden können, kannst Du ETFs liquide jederzeit an der Börse kaufen und verkaufen.
Bei klassischen Fonds fallen häufig hohe Ausgabeaufschläge sowie hohe laufende Gebühren (0,8% – 2,5% des Anlagevolumens) an. Die Manager die den Fonds (vorsichtig wichtiges Wort) aktiv managen wollen ja auch bezahlt werden und wenn der Fonds gut läuft, kann man als Anleger doch auch mal eine Performance Fee zahlen.
Ein ETF hingegen versucht lediglich seinen zugrundeliegenden Index möglichst genau nachzubilden. Es handelt sich also um eine passive Strategie, bei der nicht aktiv versucht wird, eine outperformance gegenüber einem Index zu erzielen. Teure Fondsmanager sind hierfür nicht notwendig was die Kosten drastisch senkt. Im kurzfristigen Anlagebereich machen die Unterschiede in den Kosten nicht viel aus. Wenn man das ganze jedoch auf 10-20 Jahre betrachtet kommt da einiges an unnötigen Gebühren zusammen. Ganz zu schweigen davon, das Fondsmanager nur in den wenigsten Fällen in der Lage sind, über längere Zeiträume besser abzuschneiden als der Markt.
Bei ETF´s fallen einmalig bei Kauf oder Verkauf Ordergebühren an (in den Sparplänen liegen diese häufig bei etwa 1,5% des Anlagebetrages), ein gewisser Abschlag auf den Kauf und Verkaufskurs erfolgt über den sogenannten „Spread“ (Differenz zwischen Rücknahme- und Verkaufskurs) und die laufenden Kosten werden durch Gebühren von 0,2% bis 1% des Anlagevolumens gedeckt (manchmal auch etwas mehr). Sie bilden, im Gegensatz zu Fonds, also eine kostengünstige Alternative mit der man ohne viele Einzelaktieninvestments in einen breit gestreuten Index investieren kann.
Durch kleine Sparraten langfristig investieren
Der große Vorteil von ETFs liegt also in der Möglichkeit, durch den Kauf eines einzelnen Anteils sehr kostengünstig in einen breit gestreuten und damit Risikoreduzierten Index investieren zu können. Das tolle dabei ist, das nahezu alle Broker ETF Sparpläne anbieten, welche es Dir erlauben bereits ab 25 EUR monatlicher Sparrate mit den Investments zu beginnen.
Wenn Du bereits ein Depot besitzt, solltest Du einmal überprüfen, welche Konditionen Dir Dein Broker für die Sparpläne anbietet. Du hast noch kein Depot? Dann kann ich Dir Teil 1 der Artikelserie empfehlen. Hier erläutere ich, auf was Du bei der Auswahl Deines Depotanbieters achten solltest. Ich persönlich bin sehr zufrieden mit der Consorsbank* und der comdirect*. Ich führe bei jeder der Banken ein Depot und kann Dir beide wärmstens empfehlen.
Mit wenigen ETFs in die Welt investieren
Wir haben bereits verstanden das ein ETF einen Index nachbildet. Aber bevor Du nun anfängst dein Geld in den DAX zu investieren solltest Du Dich im ETF Universum noch einmal genauer umschauen. Wenn es einen Aktienindex auf die 30 wichtigsten Aktien in Deutschland gibt, gibt es dann nicht auch einen der etwas größer denkt?
Vielleicht einen Index der den Euro Raum abdeckt? Dabei kommst Du schnell auf den MSCI Europe. Dieser enthält bereits 448 große und mittlere Firmen aus 15 europäischen Ländern. Und ja: auch hier kann mit 25 EUR monatlich bereits investiert werden.
448 Unternehmen. Das klingt super. Aber vielleicht ahnst Du es bereits. Wir gehen noch einen Schritt weiter. Anstatt uns auf Europa zu beschränken, warum nicht gleich in die ganze Welt investieren? MSCI World heißt hierbei das Zauberwort. Der MSCI World Aktienindex spiegelt die Entwicklung von über 1.600 Aktien aus 23 Industrieländern wieder. Du hast richtig gehört. Mit 25 EUR in 1.600 Aktien gleichzeitig investieren. Du fragst dich warum du das tun solltest? Ganz einfach: Diversifikation.
Diversifikation als doppelter Boden
Das Problem an Investments in Einzelaktien ist, das eine Unternehmenspleite dazu führen kann, das Dein gesamtes in das Unternehmen investierte Geld futsch ist. Nun verstehst Du sicherlich warum es Sinn machen kann, über ETF´s in eine Vielzahl an Unternehmen gleichzeitig zu investieren. Genau. Sollte eines der Unternehmen mal pleite gehen, kennt der ETF dazu nur ein müdes lächeln. Es verbleiben dann immer noch 1599 in die Du weiterhin investiert bist. Das Risiko eines Totalverlustes sinkt enorm und das lässt viele Anleger ruhiger schlafen. Und genau das ist häufig das Problem.
Viele Investoren checken zu häufig die Aktienbewegungen, wenn sie in Einzelaktien investiert sind. Da kann ein Rustch von 10-20% einem schonmal den Schlaf rauben und dazu verleiten das Geld doch wieder abzuziehen. Die Schwankungen bei ETFs sind wesentlich geringer wodurch man weniger Stress bei Schwankungen ausgesetzt ist. Das führt dazu das die Investoren länger investiert bleiben und somit am Ball bleiben. Ich mag das Sprichwort, Time in the market schlägt Market Timing. Lieber im Markt investiert sein und Renditen mitnehmen als versuchen den richtigen Einstiges Zeitpunkt zu finden und so Renditen verpassen.
Eine wichtige Information am Rande. Bei Börseninvestments per ETFs handelt es sich bei Deinem angelegten Geld um sogenanntes Sondervermögen. Das bedeutet, das Deine Depotbank nur als verwarer Deines Geldes auftritt, das Geld aber bei einer Pleite der Bank nicht verloren ist.
Mit dem MSCI Emerging Markets ETF das Mosaik aufhübschen
Im MSCI World sind die 23 größten Industrienationen vertreten. Du hast jedoch sicherlich schon von den Schwellenländern gehört. Schwellenländer bieten ein enormes Potenzial für Wachstum. Viele der Länder bieten mannigfaltige Möglichkeiten für Unternehmen Kundschaft zu gewinnen und erfolgreich Geschäfte zu betreiben. Mit einer Fokussierung auf den MSCI World lässt man dieses Potenzial links liegen.
Ich investiere daher gemäß dem 70:30 Ansatz in meinem ETF Portfolio zur Altersvorsorge und mische den 70% MSCI World eine Portion von 30% Emerging Marktes bei.
Auch wenn die Emerging Marktes ETFs in den letzten 2-3 Jahren nicht sonderlich gut performt haben, fühle ich mich aktuell sehr wohl mit dieser Aufteilung und werde diese auch weiterhin beibehalten. Ich bin mir sicher, das die Zeit der Schwellenländer noch kommen wird und sich hier ein unheimlich großes Wachstumspotenzial versteckt.
Leg die Angst vor dem neuen ab
Sehr gut wenn Du bis hierher durchgehalten hast. Die Grundlagen dazu, was ein ETF genau ist, sind nun gelegt. An dieser stelle widme ich mich mit einem kleinen aber wichtigen Appell an Dich. Viele Menschen lassen sich davon abschrecken, sich in ein neues Themengebiet einzuarbeiten. Besonders wenn es um das häufig unbeliebte Thema Finanzen und Altersvorsorge handelt.
Aber gerade beim Thema Altersvorsorge ist es wichtig, seine scheu und Ängste abzulegen und sich damit zu beschäftigen. Das sinkende Rentenniveau sollte jedem jungen Bürger und jeder jungen Bürgerin zu denken geben. Ohne eine angemessen Altersvorsorge droht die Altersarmut. Eine Vorsorge über ETF´s halte ich persönlich für eine der sinnvollsten Maßnahmen, um die anstehende Rentenlücke zu verkleinern. Bleib dran und beschäftige Dich weiter damit.
Im nächsten Teil der Artikelserie werde ich genauer darauf eingehen, welche Unterschiede es bei der Auswahl von ETF´s zu beachten gibt. Hierbei tauchen sicherlich einige Fremdwörter auf mit denen Du noch nicht in Kontakt gekommen bist. Lass dich davon nicht entmutigen und bleib dran. Im Nachgang betrachtet ist das ganze garnicht so kompliziert ;)
Fazit
Du weißt nun was ein ETF ist und hast erste Einblicke in mögliche Anlagestrategien mit ETFs erhalten. Mit Teil 1 und Teil 2 der Artikelserie sind die Grundlegenden Elemente des Themas Börseinvestments in Deinem Depot über ETF´s gelegt worden. Wenn Du wissen willst, welche Unterschiede es bei ETFs zu beachten gibt und anhand welcher Kennzahlen Du ETFs miteinander vergleichen kannst, ist Teil 3 der Artikelserie genau das richtige für dich.
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